In den Anfangsjahren der Brotbloggerei, also Mitte bis Ende der 2000er Jahre und Anfang der 2010er Jahre, gab es nur wenige Brotbloggerinnen und Brotblogger. Und die, die es gab, haben freundschaftlich zusammengearbeitet, sich ausgetauscht und gemeinsam gebacken. Mit dem Boom der Hobbybäckerei professionalisierten sich einige aus der Szene. Ich selbst gehörte auch dazu. Zu denen, die sich straff kommerzialisierten, zähle ich mich hingegen nicht. Mir war immer wichtig, dass die fachlich korrekten Inhalte im Vordergrund stehen und erst dann habe ich überlegt, ob es zwingend nötig ist, für etwas davon Geld zu verlangen. Der Blog war und bleibt mein Hobby im Beruf. Er muss nicht wirtschaftlich sein, sollte sich aber zumindest auf lange Sicht finanziell selbst tragen.
Mit der Kommerzialisierung parallel entwickelten sich die sozialen Medien als neue Kanäle der Kommunikation und Vermarktung. Auch ich war auf Facebook vertreten. Neuigkeiten verlagerten sich so vom Blog in die Social-Media-Blase. Anfang 2019 wurden mir Kommerz, Verrohung der Sprache und aggressives Verhalten zu viel. Auch die zunehmende Oberflächlichkeit, fachlich falsche Äußerungen und schnelle Verurteilungen, ohne Verständnis aufzubauen, ärgerten mich zusehends. Ich verließ Facebook & Co. Seitdem konzentriere ich mich auf die inhaltliche Arbeit und freue mich, wenn sich auch abseits der „Blasen“ jemand dafür interessiert.
Ich habe beobachtet, dass es mir durch diese Entscheidung psychisch deutlich besser geht und ich mehr Zeit habe. Der Druck, nur das Beste herauszustellen und sich ständig vergleichen und ständig posten zu müssen, verändert die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen und lenkt von der Konzentration auf fachlich korrekte Inhalte ab. Von einer Zusammenarbeit der Akteure sind wir heute weit entfernt. Zum einen gibt es viel mehr Anbieter von Backinhalten und zum anderen sind viele davon extrem durchkommerzialisiert – teils verdeckt, teils ganz offen. Ich möchte das nicht verurteilen, aber ich hadere damit, denn es nimmt den Raum für gutes Brot, den es in meiner Anfangszeit noch gab, als niemand um Leser bzw. Kunden konkurrierte.
Ich möchte nicht in Konkurrenz stehen. Ich möchte backen und meine Erfahrungen teilen. Ich habe für mich entschieden, dass es mir egal ist, welche Auswirkungen mein Schreiben und Handeln im Blog auf meine wirtschaftliche Existenz hat. Wenn ich Inhalte anderer Blogger oder Anbieter sachlich begrüßenswert finde, werde ich auf sie verweisen, werde mit ihnen arbeiten und neues Wissen schaffen. Ich halte es aber auch für gegeben, meine Leser darauf hinzuweisen, wenn andernorts fachlich Falsches behauptet wird. Denn das verwirrt und trägt nicht zur Transparenz im Bäckerhandwerk bei.